Die Reihe der Schweißerprüfungsnormen ISO 9606ff wird zurzeit überarbeitet.
Der internationale Normenausschuss ISO/TC 44/SC 11 „Qualification requirements for welding and allied processes personnel“, sowie der deutsche Spiegelausschuss NA 092-00-02 AA „Qualifizierung von Personal für das Schweißen und verwandte Verfahren“ überarbeiten z.Z. die Reihe der Schweißerprüfungsnormen ISO 9606ff mit dem Ziel, alle Teile der Norm in einer neuen ISO 9606 zusammenzufassen. Dieser Beschluss wurde 2018 auf der ISO-Sitzung in Miami gefasst.
Im Jahr 2019 wurde das neue Projekt ISO 9606 bei der International Organization for Standardization (ISO) angemeldet.
Aufgrund der Vielzahl von technischen Änderungen hat der Normenausschuss ISO/TC 44/SC 11 auf der Sitzung im Jahr 2023 entschieden, das Projekt wegen der Zeitüberschreitung (48 Monate Bearbeitungszeit pro Norm bei ISO) zu löschen und bei ISO ein neues Normungsvorhaben zu beantragen. Dass gibt dem Normungsausschuss Zeit, die ISO 9606 weiter zu bearbeiten.
Die Veröffentlichung der Norm bei ISO ist für 2026 vorgesehen. Anschließend wird die Norm dann von den Europäischen Gremien bei CEN und dem nationalen Gremium bei DIN übernommen. Mit der deutschen Veröffentlichung der DIN EN ISO 9606 können wir also zum Jahreswechsel 2026/2027 rechnen. Der momentane Stand des Entwurfes sieht vor, alle Werkstoffe in nur einem Hauptteil zu behandeln.
Dazu werden die Teile
ISO 9606-1 „Stähle“
ISO 9606-2 „Aluminium“
ISO 9606-3 „Kupfer“
ISO 9606-4 „Nickel“
ISO 9606-4 „Titan und Zirkonium“
zusammengeführt und die wesentlichen Einflussgrößen, die Geltungsbereiche, die Prüfstücke und Prüfverfahren vereinheitlicht und neu geregelt.
Auch die Zusatzwerkstoffe bekommen neue, einheitliche Bezeichnungen.
Die Bezeichnungen der Werkstoffgruppen für Stahl werden FE1 bis FE5 lauten. Die heutige Werkstoffgruppe FM6 wird den Nickelwerkstoffen zugeschlagen.
Die Bezeichnungen der Werkstoffgruppen für Aluminium werden AL1 bis AL5 lauten.
Die Bezeichnungen der Werkstoffgruppen für Kupfer werden CU1 bis CU7 lauten.
Die Bezeichnungen der Werkstoffgruppen für Nickel werden NI1 bis NI6 lauten.
Die Bezeichnungen der Werkstoffgruppen für Titan werden TI0 bis TI8 lauten.
Die Bezeichnungen der Werkstoffgruppen für Zirkonium werden ZR1 und ZR2 lauten.
Weiterhin werden in der neuen Norm wieder Beispiele für die Bezeichnung von Schweißerprüfungen genannt. Über die Anzahl der Beispiele und darüber welche Beispiele aufgenommen werden, muss der Normenausschuss noch entscheiden. Der deutsche Vorschlag den Prozess 52 „Laserstrahlschweißen“ für Laser-Hand-Schweißen in die Norm aufzunehmen, wurde positiv aufgenommen.
Hilfreich für die Anwender ist die neue Tabelle 19, die den Geltungsbereich einer Stumpfnahtschweißung mit einem zusätzlichen Kehlnahtprüfstück aufzeigt. Diese Tabelle ist sehr viel einfacher zu lesen als der Text unter Absatz 5.4 d der Norm. Wenn z. B. ein Betrieb eine Schweißerprüfung für eine Stumpfnaht in Position PE (Überkopf) ablegt und zusätzlich ein 10 mm dickes, einlagiges Kehlnahtprüfstück in Position PB schweißt, umfasst der Gültigkeitsbereich der Kehlnaht die Positionen PA, PB, PC, PD und PE. Dieses kann zu erheblichen Kostenminderungen bei den Schweißprüfungen führen.
Neu in der zukünftigen ISO 9606 sind Farbaufnahmen für Anlauffarben bei Titan und Zirkonium. Die Aufnahmen stammen aus einer Veröffentlichung der American Welding Society (AWS). Die neuen ISO-Regeln zur Gestaltung von Normen lassen jetzt auch Farbabbildungen in einer Norm zu.
Die neue ISO 9606 wird voraussichtlich ca. 60 Seiten umfassen und hat damit ein paar Seiten mehr als die heutige DIN EN ISO 9606-1 (45 Seiten).
Frank Kania ist deutscher Delegierter im Normenausschuss ISO/TC 44/SC 11 „Qualification requirements for welding and allied processes personnel“.
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Autor: Dipl.-Ing. Frank Kania ist technischer Berater in der Fachberatungs- und Informationsstelle beim Bundesverband Metall in Essen
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